Es ist Donnerstag und die Sonne scheint heute nicht so strahlend wie die letzten Tage. Dazu kommt ein frostiger Wind, der es Zuhause gemütlicher werden lässt.
Es ist Tag 13 in der C*Krise. Seit fast einer Woche leben wir in bis dato unvorstellbaren Ausgangsbeschränkungen. Nicht aus dem Haus gehen dürfen? Kein Konzert, Kino, Pizza beim Lieblingsitaliener? Keine Freunde, Eltern, Geschwister, Nachbarn treffen… das hätten wir uns nicht vorstellen können. Jetzt leben wir es. Ich mag es nicht.
Als Familie sind wir in der ungewohnten Situation ein Stück weit angekommen: die erste Angst und Ungewissheit ist mit den neuen Strukturen unseres Alltags gewichen. Mein Lädchen beherbergt nun die Ausweich-Schule für die jüngeren Familienmitglieder am Morgen und das Homeoffice für die älteren am Nachmittag. Mein Mann verdient sich damit einen Orden, denn ich bin eine lausige Lehrerin für pubertierenden Nachwuchs und stürze mich lieber ins Housekeeping und Teambuilding.
Gemeinsamen Mahlzeiten sind wieder ein fester Ankerpunkt in unserem Alltag geworden. Mit der neuen, gesunden Mama-hat-Zeit-zum-Kochen-Küche kommt auch der ein oder andere Konflikt auf den Tisch. Mancher frisch gekocht, gerne wärmen wir auch Altes wieder auf. Beides in Krisenzeiten schwer bekömmlich, deswegen sehne ich mich mehr denn je nach Harmonie und einem unbeschwerten Lachen. Für die Harmonie zuhause kann ich viel tun… ich akzeptiere, toleriere, respektiere. Räume auf, schaffe Platz, bügel‘ glatt, halte in Ordnung, stricke Strukturen. Ich bin froh und dankbar für jeden Tag, an dem ich alle um mich herum habe und wir gesund zusammen sein können.
Abends, wenn es ganz ruhig geworden ist, spüre ich die verdrängten Gedanken. Auch dieser Zustand wird nicht lange anhalten. Die Fallzahlen steigen unaufhörlich. Die Bilder aus aller Welt werden immer bedrohlicher. Kurzarbeit an allen Ecken und Enden. Wer kann in diesen Tagen unbeschwert lachen oder sorglos einschlafen?
Ich kann es nicht.
Zum Glück ist schönes Wetter. Ich genieße den beginnenden Frühling und die aufblühende Natur im Garten und bei den noch erlaubten Spaziergängen durch Feld, Wald und Wiesen. Ein Meisen-Pärchen hat im Holzkasten vor meinem Küchenfenster mit dem Nestbau begonnen und vögelt bei strahlendem Sonnenschein optimistisch und zukunftsorientiert im Apfelbaum. Das verbreitet irgendwie Hoffnung.



Kathmandu hat eine Million Einwohner, der Ballungsraum um die 2,5 Millionen und gefühlt treffen sich alle in der Mitte, in Thamel. Die Stadt ist chaotisch, sie ist dreckig, sie wirkt an allen Ecken irgendwie unfertig und sie ist laut. Mehr als einmal habe ich gehört, wie Touristen (vorzugsweise deutsche Damen) sich negativ über die Stadt geäußert haben. Eine Zumutung, überall Staub und Dreck, der Verkehr eine Katastrophe usw. usw. Sie haben nicht einmal unrecht.
üblichen Touristenmeinung vertreten. Chaos und Dreck stören mich nicht, die hupenden Roller und Taxen gehören genauso zum Stadt- bzw. Klangbild wie die kläffenden Hunde nachts. Wenn man die offensichtlichen Fehler im System ausblendet, bleibt eine sehr sichere und freundliche Stadt mit internationalem Format. Ich wurde nicht bedroht, beklaut oder bedrängt, irgendwas zu kaufen. In wenigen Großstädten habe ich mich selbst in den engsten Gassen so unbeschwert bewegt oder bin außerhalb des Zentrums alleine auf Tempeltour gewesen wie in Kathmandu. Der Dienstleistungsgedanke gilt für Cafes, Restaurants und Läden gleichermaßen und wer sich wie ich, wenn auch mit etwas Anlauf, auf das Handeln und Feilschen einlässt, hat eine Menge Spaß. Der nervige Flöten- oder Tigerbalmverkäufer fällt da nicht mehr ins Gewicht.
für 1,86 Euro oder auch mal für 7 Euro gegessen…und zwar hervorragend. Die Qualität an nepalesischem oder indischem Essen ist schlicht überragend und wem bei den offenen Metzgereien am staubigen Straßenrand die Lust auf Fleisch vergeht, der ist bei den vegetarischen Gerichten bestens aufgehoben. Die Stadt bietet eine grandiose Auswahl für alle Geschmacksrichtungen und jeden Geldbeutel.
Die zahlreichen Heiligtümer innerhalb der Stadt gehören seit 1979 zum Weltkulturerbe und sind allesamt einen Besuch wert. Der Durbar Square ist in zwanzig Minuten zu erreichen, wenn man sich vom Chaos auf dem Paknajol nicht abschrecken lässt, sondern sich als Fußgänger einfach in den Verkehrsfluß einreiht. Vom Hotel Moonlight läßt sich Swayambhunath in dreißig Minuten erlaufen, was neue Einblicke in die Stadt erlaubt. Für 4 Euro fährt das Taxi vom
Hotel aus nach Bodnath und von dort kommt man in einer halben Stunde durch eine nach nepalesischen Maßstäben bevorzugte Wohngegend nach Pashupatinath. Während die buddhistischen Heiligtümer Swayambhunath und Bodnath zu den eher ruhigen Sehenswürdigkeiten gehören (wenn man vom Affenzirkus in Swayambhunath mal absieht), ist in Pashupatinath deutlich mehr geboten. Wer das Glück hat, sich von einem Führer wie Kormar für einen guten Fünfer durch Pashupatinath leiten zu lassen, erhält Einblicke in den Hinduismus, die man allein niemals bekommen hätte. Die Zeremonie der Totenverbrennung in aller Öffentlichkeit ist wahrlich etwas Besonderes.
Für mich waren der Besuch der Chepangschule und die Aussicht auf die Achttausender wie den Mt. Everest die Hauptgründe für die Reise nach Nepal. Jetzt, wo die Reise zu Ende geht, ist vielleicht Kathmandu der heimliche Gewinner.