Ich hab‘ ja zugegebener Maßen eine Schwäche für Lieder in Dialekt: echt, ursprünglich, kernig und unverbogen. Bayerisch, steierisch…mog‘ i. Nach S.T.S. ist derzeit ein besonders schöner Export aus Austria, der mein Herz höher schlagen lässt, Pizzera & Jaus.
Zum ersten mal bin ich über das Duo auf der Rückfahrt aus dem Österreich-Urlaub gestolpert. Wir standen im Stau und mussten wegen dem Verkehrsfunk Ö3 hören…das muss 2019 gewesen sein😉. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es tatsächlich das „Tuansackl“ war….ist aber auf jeden Fall der erste Song der beiden, den ich in Dauerschleife hörte, weil er mich einfach auf allen Ebenen unterhält. Immer noch. Und immer wieder.
Ich mag die Mischung aus mehrstimmigen G’sang, G’schichten und Schmäh – keiner kann’s derzeit wie Paul Pizzera und Otto Jaus. Gefunden haben sich die beiden 2013 bei der „langen Nacht des Kabarett“ in Leoben. Da sprang der ausgebildete Sänger, Schauspieler und Kabarettist Otto Jaus kurzfristig ein und bei einem Zigaretten-Päusel traf er auf den Kabarettisten und Musiker Paul Pizzera, der bis dahin schon mit Musik-Kabarett als Solo-Programmen über die österreichischen Bühnen tingelte. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft!
2015 veröffentlichen sie ihren ersten gemeinsamen Song, 2017 folgt das Album „Unerhört solide“ – das hat mittlerweile Doppel-Platin-Status. Und was soll man sagen: koaner singt so schee die zwoat Stimm wie der Jaus: die G’sangsausbildung hörst jede Minute raus und gibt des Songs eine unglaubliche qualitative Tiefe…naja, Höhe trifft es besser! Schon mit 9 Jahren sang der 38-Jährige bei den Wiener Sängerknaben, nach der Ausbildung zum Technischen Zeichner bekam er doch noch die Kurve und studierte Schauspiel, Gesang und Tanz in Wien. Neben seinem Pendant und Ricky Martin aus der Steiermark Paul Pizzera wirkt er genau so: unerhört solide. Ja, ich gestehe, dass mir der steierische Bursche mit seinen knapp 34 Lenzen nicht nur musikalisch auffällt…er ist auch optisch ein echtes Schmankerl und was mich halt zu guter Letzt‘ zum Schmelzen bringt, ist der ehrliche Humor der beiden, egal ob sie ihn in Worten oder in Harmonien ausdrücken.
Deswegen: zu Recht räumen Pizzera & Jaus seit 2017 bei den Amadeus-Award ab. Unbedingt gehört haben muss man eigentlich das Album „Wer nicht fühlen will, muss hören“. Das ganze. 2019 veröffentlicht, schaffte es sogar in Deutschland den Sprung in die TOP 100. Vielleicht muss sich der/die ein oder andere die Texte übersetzen lassen, aber die Mühe ist es wert. Auch hier macht es die Mischung aus ernsten und lustigen Songs, aus ruhigen und schnellen Rhythmen, aus harter und weicher Gitarre – geschlagen. Und gezupft.
Da werde ich zur Dauerschleifenhörerin. Der Soundtrack meines Lebens hat dank Pizzera & Jaus 10 neue Titel für ALLE schöne, traurige, schwierige und freudige Momente im Leben.
Vielleicht kein Zufall, dass S.T.S und Pizzera & Jaus generationenübergreifend den Großvater besingen – S.T.S aus der Sicht des Enkels, und Pizzera & Jaus aus der Sicht des Opas. Verbunden und getrennt werden sie durch genau eine Textzeile: „Großvota, kannst du net obakumman auf an schn’n Kaffee?“ – „Nua owakumman werd i ned, a fia kan schnölln Kaffee!“ Deswegen: zuhör’n, reinlegen, und bitte – bringen S‘ mir noch a bisserl Schlagobers!
Apropos: den neuesten Coup „FRMDGHN“ der beiden darf ich als Sahnehäubchen an dieser Stelle auch nicht vorenthalten – ist aber nur was für starke Nerven! Und das Video sei nur für Frauen mit akutem Männerhass empfohlen, die sich aufgrund des besungenen Themas auch auf Berge von Eiskrem und Taschentüchern stürzen – da kann frau sicher ein paar Aggressionsfantasien abbauen – allen anderen könnte es dann doch auch auf den Magen schlagen. Wie kommentierte eine Nutzerin auf Youtube:

…’s nächste mal zupfen’s wieder 😉