Phunki Thenga 24.10.18

Die Nacht in der Trekkers Lodge in Tengboche war recht ordentlich. Die Erkältung ist noch da, aber im Gemeinschaftsraum brennt schon oder noch ein Feuer im Ofen, so dass der Kälteschock nicht gleich beim Frühstück kommt.

Wir verlassen Tengboche bei minus 4 Grad in Richtung Dingboche, eine Tagestour um die fünf Stunden. Was genau es in Dingboche gibt weiß ich nicht, aber ich will es zumindest probieren. Die ersten 30 Minuten geht es abwärts nach Deboche, ein Ausweichquartier für Tengboche. Ich merke, dass mir jeder Schritt schwer fällt. Ich schnaufe bis in die letzte Bronchie, aber der Sauerstoff erreicht die Oberschenkel nicht. Nach einer Stunde sage ich „Nein, es geht nicht“. Ich entschuldige mich, dass wir die letzte Etappe streichen müssen und dass wir die 4.000m-Grenze nicht erreichen. Klaus hat kein Problem damit und zeigt Verständnis. Pemba ist gleich am Telefon und organisiert, storniert und bucht neu. Wie immer auf der Tour ist „the room not confirmed yet“, aber am Ende schlafen wir alle in einem Bett und jeder für sich.

Wir kehren um nach Tengboche und der Anstieg kostet mich die letzten Körner. Vor dem Tengboche Guest House setzen wir uns in die Sonne und die Berge strahlen um die Wette. Gefühlt habe ich zum ersten Mal Gelegenheit, das Panorama bewusst zu genießen. Nicht im Gehen, auf dem Rückweg oder nach 12 Uhr schon von Wolken verhangen, sondern bei schönstem Sonnenschein vor blauem Himmel. Wir trinken Tee und zählen Taboche, Nuptse, Everest, Lhola, Lhotse, Lhotse Shar, Ama Dablam, Kantega und Thamserku…und wieder zurück. Und nochmal von vorn. Es ist herrlich. Wir kommen mit zwei Schottinnen ins Gespräch, denen das Spektakel so gefällt wie uns. Auch sie sind eher gemäßigt unterwegs und freuen sich jetzt auf das Mani Rimdu. Der Bruder eines Freundes ist hier Mönch und so bekommen sie zu diesem Fest noch buddhistische Hintergründe im Livebetrieb.

Um kurz vor 13 Uhr suchen wir uns Plätze im Innenhof des Klosters und bezahlen brav 3,50 Euro. Um Eins soll es losgehen, aber auch hier gilt Nepalizeit und daher nehmen die beiden Bläsermönche erst um 13.40 Uhr Platz. Vier Trommelmönche besetzen die Ecken des Innenhofes und auf der Treppe erscheinen zwei Mönche mit gewölbten Becken. Einer macht ein Scheppergeräusch, der andere macht nach. Aus den Ecken kommt unvermittelt ein Paukenschlag, dem drei weitere Folgen. Synchron ist das nicht. Der Mönch am unteren Ende der Treppe ist fertig, der obere Mönch geht nach unten und aus der Gebetshalle kommt ein neuer Mönch. Vormachen, nachmachen, Paukenschlag, Paukenschläge. Insgesamt acht Mal. Ich sitze in der prallen Sonne, weil mir die anderen Plätze des Klosters zu kalt waren. Als ich wieder aufwache, stehen acht Mönche im Kreis und tanzen auf einem Bein mit ausgestreckten Armen. Die Bläsermönche blasen zeitgleich hoch-tief und die acht Mönche drehen sich weiter. Mir erschließt sich die Zeremonie nicht, es wirkt etwas wie musikalische Früherziehung. Im Wegnicken klopft mir Pemba auf die Schulter „We go“. Ich widerspreche nicht. „How did you like Puja?“. „Definitely something different“.

Weil Tengboche komplett ausgebucht ist, müssen wir runter bis an die Brücke über den Dudh Kosi. Das dauert nur eine gute Stunde, dann sind wir in Phunki Thenga in der Zembala Lodge. Das Zimmer wirkt einladend, auf der Bettwäsche steht „The Magic of Love“. Der Gemeinschaftsraum ist mäßig warm und fest in deutscher Hand. Während Gespräche mit Trekkern aus anderen Ländern immer unterhaltsam sind und leicht von den Lippen gehen, sind Gespräche mit Landsleuten immer zäh. Dem Paar aus Nürnberg geht das Du nicht über die Lippen und zur Reisegruppe, die auf dem Renjo La Pass war, finden wir keinen Draht. So gehen um 20.30 Uhr die Lichter aus.

Morgen geht es zurück nach Namche Bazar.

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